CDU Kreisverband Ostalb

„Klimaneutral werden, aber Industrieland bleiben“

CDU-Fraktion vor Ort in Heidenheim-Mergelstetten bei SCHWENK Zement: Pipeline für Wasserstoff und aufgefangenes CO2 muss rasch geschaffen werden

Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Baden-Württemberg, Manuel Hagel MdL, besuchte zusammen mit den Sprechern der Fraktion für Wirtschaft (Winfried Mack MdL), Umwelt, Klima und Energie (Raimund Haser MdL), Verkehr (Thomas Dörflinger MdL) und Wissenschaft, Forschung und Kunst (Dr. Albrecht Schütte MdL) am 17. April 2023) das Werk von SCHWENK Zement in Heidenheim-Mergelstetten. An diesem Standort werden enorme Anstrengungen unternommen, um die Zementindustrie in Europa in kürzester Zeit klimaneutral zu machen.
„Wir müssen die ehrgeizigen Klimaziele erreichen. Hierzu müssen wir in eine moderne, klimaneutrale Wirtschaftsweise einsteigen. Wir müssen in zukunftsfähige Technologien ohne ideologische Scheuklappen investieren, hierfür Rahmenbedingungen schaffen und Verbote lösen. Dazu gehört das Auffangen und unschädlich machen von CO2 und die Produktion von synthetischen Kraftstoffen. Beides soll in Mergelstetten möglich werden“, so Winfried Mack, der auch CDU-Betreuungsabgeordneter für den Wahlkreis Heidenheim ist.

In Mergelstetten investiert Schwenk zusammen mit drei weiteren Zementherstellern 120 Millionen Euro in eine weltweit einmalige Versuchsanlage zur Abscheidung von CO2. Ob das CO2 dann im Anschluss verwendet wird, um es zum Beispiel für die Produktion von synthetischem Flugbenzin am Stuttgarter Flughafen zu verwenden (Carbon Capture Use, CCU) oder es in der Nordsee in früheren Gascavernen zu verpressen (CCS, Carbon Capture Storage), ist offen.

Manuel Hagel, Fraktionsvorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, machte deutlich, dass nur mit Technologieoffenheit und Tempo diese Mega-Aufgaben angegangen werden könne. Die Unternehmen im Land bräuchten keine Belehrungen über Klimawandel und Klimaneutralität. Stattdessen bräuchten sie Planbarkeit und Verlässlichkeit sowie einen Rahmen, der ihnen eine klimaneutrale Produktionsweise möglich mache. „Der Markt ist auf die Rahmenbedingungen für die klimaneutrale Produktion angewiesen, um zu funktionieren. Es ist ganz dringender Handlungsbedarf geboten. CCS muss im Bund erlaubt werden und wir müssen die Pipelines an die Nordsee bauen“, so Hagel. Handelt die Ampel-Koalition in Berlin nicht schnell oder nicht entschlossen genug, ist die Wirtschaftskraft Baden-Württembergs in großer Gefahr.

„Konkret geht es darum, nach Baden-Württemberg Wasserstoff zu bringen und das aufgefangene CO2 von Zementwerken und Müllkraftwerken, sollte es nicht verwendet werden können, Richtung Nordsee abzutransportieren“, so der Fraktionsvorsitzende weiter. „Das ist eine Schicksalsfrage für das Land. Von Lampertheim (Hessen) nach Bissingen (Bayern) über Stuttgart und Heidenheim ist bereits eine Pipeline für Wasserstoff in Planung. Winfried Mack schlug in Heidenheim vor, diese Trasse ebenfalls in die entgegengesetzte Richtung zu nutzen, um zeitgleich eine Pipeline für CCS zu verlegen. „Das wäre eine Win-Win-Situation für das Land“, so der wirtschaftspolitische Sprecher Mack.

Die CDU-Fraktion will, dass der Hochlauf von Wasserstoff und CCS bzw. CCU im Land und im Bund schnell vorankommen. Der CDU-Arbeitskreis Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und die Landtagsfraktion arbeiten seit Monaten intensiv am Thema „Industrieland bleiben – Klimaneutral werden“. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres hat die Fraktion ein umfassendes Positionspapier verabschiedet und jüngst auch eine gemeinsame Positionslinie aller wirtschaftspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktionen abgestimmt.

Beim Besuch in Mergelstetten wurde im Gespräch mit den Geschäftsführern von Schwenk, Eduard Schleicher und Thomas Spannagel, dem Werksleiter der Werksgruppe Süd und Mitglied der Geschäftsleitung Manfred Pirker sowie Jürgen Thormann, Managing Director New Technologies SCHWENK Zement, deutlich: CO2, das bei der Herstellung von Zement unweigerlich frei wird, abgeschieden und verflüssigt werden kann. Hierbei konnten sich die Abgeordneten auch über das neuartige Klinkerproduktionsverfahren informieren. Bei diesem wird beim Verbrennungsprozess des Ofens die sonst übliche Umgebungsluft durch reinen Sauerstoff ersetzt. Dieses neuartige Verfahren hat das Ziel, im Vergleich zu konventionellen Anlagen, nahezu 100% des entstehenden CO2 kosteneffizient aufzukonzentrieren, abzuscheiden und weiterverwenden oder verpressen zu können.

Mit der von vier Zementherstellern gegründeten Forschungsgesellschaft „CI4C“ – Cement Innovation for Climate hat die thyssenkrupp BU Polysius mit dem Bau einer Pure-oxyfuel Ofenanlage auf dem Gelände des Zementwerks in Mergelstetten die Weichen gestellt, um erstmals CO2-Abscheidung zu nutzen. Die Inbetriebnahme der neuen Anlage ist für Ende 2024 geplant. Das zeigt: das traditionsreiche Familienunternehmen macht seine Hausaufgaben und geht wichtige Schritte hin zu mehr Klimaschutz!

„Das Abscheiden von CO2 in industriellen Prozessen ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Ohne dieses Verfahren sind die Klimaziele 2030 nicht zu erreichen, so der Umweltpolitischen Sprecher, Raimund Haser.

Die Infrastruktur, die es hierfür benötigt, ist in Deutschland noch nicht vorhanden. Sollte das CO2 aus Mergelstetten Richtung Nordsee verbracht werden, müssen ab dem Jahr 2028 am Tag zwei Ganzzüge verlässlich ab Heidenheim-Mergelstetten abfahren, erfuhr die Delegation der CDU-Fraktion. Auf der Brenzbahn sind aber nur Halbzüge möglich, weshalb es um 4 Züge pro Arbeitstag in jede Richtung geht. Auch deshalb müsse die Bahn überall schnell ausgebaut werden, so der Verkehrspolitische Sprecher Thomas Dörflinger. Auch ist die Abscheide-Technik in Deutschland noch verboten, obwohl bereits Pipelines von Zeebrügge und Wilhelmshaven nach Norwegen geplant werden. „Gerade bei CCS sind wir Technologieführer! Damit können wir auf den Weltmärkten punkten,“ sagte der wissenschaftspolitische Sprecher Dr. Albrecht Schütte.